Egon und andere gemeine Geschichten
Kriminelle und abgedrehte Kurzgeschichten von Thomas Berscheid
Frank hat einen Mitbewohner: Egon. Immer wenn er wieder eine Dame seines Herzens eingeladen hat, ist es Egon, vor dem diese Frau Reißaus nimmt. Endlich fasst Frank den Entschluss: Egon muss weg! Doch Egon erweist sich als harter Gegner.
Egon und andere gemeine Geschichten in diesem Ebook.
- Autor:
- Thomas Berscheid
- Preis:
- 3,99 € inkl. Mehrwertsteuer
- Anzahl Seiten:
- 57
- Genre:
- Krimi und Fantasy
- Erscheinungsdatum:
- 15. April 2024
- Typ:
- E-Book
- ISBN 10:
- 3759210007
- ISBN 13:
- 9783759210005
Dann lernte sie Egon kennen.
Das erste, was Frank in seinem Zimmer hörte, war ein helles Stöhnen. Ein schmerzhaftes, ein schreckliches Stöhnen, kein lustvolles. Dann ein ersticktes Röcheln wie von einem Todeskandidaten am Galgen. Ein lautes Scheppern. Schließlich riss Angelika die Tür auf und kam aus dem Bad gelaufen, die langen blonden Haare wild zerzaust und ins Gesicht hängend, mit einem Hustenanfall, der Tote zum Leben erweckt hätte. Sie riss die Tür zum Balkon auf, lehnte sich über die Brüstung und hustete halb Nippes wach. Der Fahrer am Taxistand auf der anderen Seite der Straße blickte interessiert von seinem Handy zum Balkon.
„Geht's dir nicht gut?“ fragte er besorgt und legte ihr einen Arm um die bebenden Schultern.
Angelika antwortete mit einem neuen Hustenanfall.
Als sie wenig später die Wohnung verließ, war ein verächtlich ins Treppenhaus gebrülltes „Männer!“ das letzte, was Frank vor ihr hörte. Und als er sie auf dem Handy anrief, vor dem Zähneputzen, da brüllte sie ihm ins Ohr, dass sie ihn nie, nie, nie mehr sehen wollte.
Harald bekommt in seinem Büro Besuch vom Gerichtsvollzieher. Seine Ex-Frau will Geld von ihm. Kurzerhand springt Harald aus dem Fenster und in eine neue Welt, die einem Traum gleicht. Oder ist es vielleicht wirklich ein Traum? Ein Spiel mit der Realität beginnt.
Leseprobe:
Nun, da er frei war und endlich Gedanken nachhängen konnte, kam ihm seine Kindheit in den Sinn. Hatte er die Träume von damals nicht schon lange vergessen? Jetzt kamen sie wieder hoch, nicht mehr zugedeckt und ins Grab gesteckt von der Last des Alltags. Der Geruch von frisch gemähtem Gras aus dem Garten seiner Eltern stach ihm in die Nase, mitten in der Stadt. Ein Bild kam ihn in den Sinn. Er fühlte sich wieder als der Indianer, der auf einem Besenstiel durch den Garten geritten war, auf der Jagd nach Bisons. Stolz hätte er so ein ganzes Tier erlegt und seiner Mutter gebracht, genug Nahrung für die ganze Familie, genug für Wochen. Mutter wäre stolz auf ihren Jäger gewesen. Und dann hätte er sein Pferd gestriegelt, nach getaner Arbeit, hätte sich die untergehende Sonne angesehen und die Freiheit genossen.
Martin ist geladen. Nach einem Streit mit seiner Freundin verlässt er wütend die gemeinsame Wohnung. Er kauft sich ein Bier. Auf der Suche nach einem ruhigen Platz entdeckt er einen Tunnel unter der Bahn, den er noch nie gesehen hat. Neugierig nimmt er die Flasche Kölsch und geht in den Tunnel hinein. Was er dann findet, stellt sein ganzes Leben auf den Kopf…
Leseprobe:
Diese Ecke hatte er noch nie gesehen, obwohl sie nur wenige Meter von seiner Wohnung entfernt war. Nun ging Martin durch das Loch im Zaun, stapfte zwischen den Müllhaufen hindurch. Der Schotter des alten Gleises knirschte unter seinen Sohlen. Er wollte den Ast eines Strauches beiseite biegen, nahm die rechte Hand in die Höhe und stellte dabei fest, dass er die ungeöffnete Flasche Bier noch in der Hand hielt. Vielleicht sollte er noch ein Weilchen damit warten, dachte er sich.
Spoiler: Martin ist nicht derjenige, der die Flasche Reissdorf trinken wird.
Zum ersten Mal bringt Markus seine neue Freundin nach Hause und stellt sie seiner Mutter vor. Die junge lernt die Welt auf dem Dorf kennen. Auch den trinkenden Bruder des Bürgermeisters, der jedem Rock nachstellt. Als der Trinker seiner Freundin nachstellt, reift in Markus Hirn ein Plan: Der Mann ist doch genauso Diabetiker wie seine Mutter, die jeden Tag eine Spritze braucht.
Leseprobe:
„Und keiner macht was dagegen?“ fragte Sabine mit einem Hauch von Naivität in der Stimme.
„Traut sich keiner“, antwortete Markus.
„Wer das tut, lebt hier nicht mehr lange“, pflichtete Marianne ihm bei.
„Aber man könnte doch...“ fuchtelte Sabine mit der Hand in der Luft herum. Auf dem Tisch bildete sich ein Fleck Schokoladenpudding. Marianne sah auf den Fleck.
„Es muss doch irgendeinen Weg...“ regte Sabine sich weiter auf. „Der Typ hat doch bestimmt irgendeine Krankheit oder so was.“
Markus hielt mitten in der Bewegung inne. Sein Löffel blieb plötzlich vor dem Mund in der Luft stehen.
Auf dem Hof von Bauer Mühlenberg hängt der Haussegen schief. Die Bauersfrau war Einkaufen. Sie ist mit dem alten Mercedes 200D ihres Mannes gefahren und hat einen Kratzer ist das gepflegte Blech gefahren. Als ihr Mann wegen seines geliebten Oldtimers ausrastet, fasst sie einen Plan: Sie will diesen Mann loswerden. Doch sie weiß nicht, dass der Sohn der Familie schon ähnliches geplant hatte.
Leseprobe:
„Bist du mit dem Mercedes gefahren?“ fragte er plötzlich.
„Willst du ein Bier zu der Wurst?“ fragte Erna zurück und machte ein unbewegtes Gesicht.
„Was ist mit dem Mercedes?“ hakte Franz weiter.
„Iss erstmal zu Ende“, antwortete Erna ausweichend. „Der Wagen spielt doch jetzt keine Rolle.“
„Erna“, sagte Franz sehr ernst und legte die Gabel ab. „Was ist mit dem Wagen?“
„Nichts, worüber du dir Sorgen machen musst“, antwortete Erna. „Willst du noch etwas Kartoffelbrei?“
Er sitzt in der Todeszelle. Morgen werden ihn die Schergen der SS an die Wand stellen und hinrichten. In dieser letzten Nacht schreibt der Mann ein Gedicht an die Wand. Ein Gedicht, in dem er alle Schönheit, alle Freuden und alles Glück mit seiner Frau hineinlegt. Dann kommen die Schergen und wollen ihn mitnehmen. Sie lesen das Gedicht…
Leseprobe:
Ein Hauch wie von einer frisch erblühenden Wiese fand seinen Weg durch das kleine Fenster und in meine Nase. Draußen wartete der Frühling auf mich. Sophie war jetzt bestimmt im Garten und pflückte die ersten Blüten. Wie schön wäre es, wenn ich einfach nur neben ihr stehen, die frischen Blumen im Arm halten könnte.
Ach Sophie, wenn ich nur noch einmal mit dir reden könnte!
Ich nahm den Stift in die Hand. Sollte ich vielleicht doch noch versuchen, ihr eine Nachricht zu schreiben?
Ich setzte den Stift an. Was sollte ich schreiben? Ein guter Dichter war ich nie gewesen. Irgendwo hatte ich mal gehört, dass die ersten Worte die wichtigsten seien. Womit sollte ich also anfangen?